Dienstag, 15. September 2015

Turmaktivität wichtiger als das Verteidigen eines gefährdeten Bauern



Hier besteht schon aufgrund der aktiven Turmstellung ein schwarzer Vorteil. Hier wäre die schnelle Turmaktivierung mittels
1. Tc1! 
die richtige Methode gewesen um in ein vermutlich remisliches Endspiel zu gelangen: Analyse 1

 In der Partie allerdings entschied Weiß sich für die Überführung des Königs ins Zentrum - vom Prinzip her nicht unbedingt falsch, in der konkreten Stellung aber schon: Partiefortsetzung

Natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen, aber im Normallfall ist eine solche Aktivierung eines Turmes auf Kosten eines Bauern oft richtig

Freitag, 4. September 2015

Sommerschach -1-: Mattangriff ohne Damen

Nach den "Dortmunder Chessmeeting" hatte ich mich recht spontan auch noch für das Dortmunder Sommerschachturnier ( drauf clicken) angemeldet. Zwar galt eine DWZ-Begrenzung von <2100, aber der Turnierleiter  Pit Schulenburg drückte da - nach Rückfrage bei den übrigen Teilnehmern - ein Auge zu und ließ mich trotz meiner 2129 mitspielen. 
    In dem Zusammenhang möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich in der Schlussrunde des vorherigen Turnieres gegen einen Dortmunder Jugendlichen mit einer DWZ von ca. 1900 verloren hatte. Also auch Partien gegen nominell schwächere Spieler kein Selbstläufer sind.
    In der ersten Runde traf ich auf den vereinslosen Matthias Langrock, der trotz seiner <300 DWZ-Punkte keineswegs bereit schien mir den Punkt auf einem Silbertablett überreichen zu wollen. Nach 23 Zügen erreichten wir folgende Stellung:


Der weiße Vorteil wegen des aktiveren Figurenspiels ist  zwar  ersichtlich, aber entschieden ist hier noch gar nichts. Eine bessere Stellung zu besitzen bedeutet nicht automatisch sie auch zu gewinnen. An dieser Stelle liegt natürlich ein Zug wie 24. Sd7 auf der Hand. Aber nach 24. ... Ted8 ist nicht klar, ob man die Stellung weiter verstärken kann oder sie verflacht. Hier nun erinnerte ich mich an den alten Grundsatz, dass man eine zweite Schwäche schaffen soll, wenn man die erste (d-Linie) nicht so recht ausnutzen kann:
24. g4! 
Der Vorstoß  beinhaltet - neben dem eigentlichen Ziel eine Öffnung der Königsposition zu erreichen - schon eine recht unangenehme Drohung, da der Springer auf f6 ja das wichtige Einbruchsfeld d7 bewacht
24. ... h6 25. h4 
Dies erneuert die Drohung. Schwarz sollte hier schleunigst Gegenspiel mit a6+b5 suchen. Stattdessen zog er aber 
25. ... g5?
Dies stoppt zwar den Vormarsch des weißen g-Bauern, öffnet aber in fataler Weise die Königsstellung und die h-Linie
26. hxg5 hxg5 27. Th1! Tcd8


Hier an dieser Stelle möchte ich kurz das Visualisieren von Mattbildern ansprechen. Dies kann sehr hilfreich sein um sein weiteres Vorgehen darauf abzustimmen. 
  In dieser Stellung ist das Erkennen eines Mattbildes allerdings nicht allzu schwer gewesen. Man nehme einfach die beiden Springer vom Brett und dann wäre 28. Th8 schon matt. Mit diesem Motiv ließ sich natürlich schön arbeiten
28. Sd7! 
Der Springer ist aus besagtem Grunde tabu oder würde nach 28. Txd7 29. Txd7 die Qualität (Turm gegen Springer) kosten 
28. ... Kg7  29. Ke2!
Räumt die 3. Reihe, so der zweite Turm auch noch auf die h-Linie kommen kann
29. ... Kg6? ( hartnäckiger ware  29.... e5 gewesen, aber auch mit klarem Vorteil Weiß ) 30. Se5+ Kg7 31. Tdh3
Der schwarze König befindet sich nun im Fadenkreuz der weißen Figuren
31. ... Lb4?
Unter starken Druck passieren oft Fehler. Das ist eine Binsenweisheit und auch entschuldbar
32. Sd3! Le7


 Nun war alles für das vormals schon erwähnte Mattmotiv angerichtet. Wer mag kann hier mal versuchen das "Matt in 4 Zügen" zu finden. Die Lösung kann man sich dann später hier anschauen:  Partie

1- 0

Dies war natürlich für mich ein gelungener Auftakt, aber keineswegs ein "Spaziergang". Und das sollte es auch in den folgenden Runden nicht werden